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Vogel des Jahres 2018

Der Star – Sturnus vulgaris

Stare sind lebhafte, gesellige und anpassungsfähige Vögel, die uns mit ihrem glänzenden Gefieder schnell verzaubern können. Wie kaum ein anderes Vogelwesen vermag der Star in seinen Balzgesang andere Vogel- und Tierstimmen aber auch technische Umgebungsgeräusche einzubauen. So werden von ihm zum Beispiel die Rufe von Wachtel, Mäusebussard oder Kiebitz aber auch Froschquaken, Hundebellen oder Handy-Klingeltöne perfekt nachgeahmt.

Der Star mag Regenwürmer, kleine Schnecken, Raupen und ebenso Früchte und Beeren. Oft sucht der Star auch die Nähe zu weidenden Säugetieren wie Schafen und Rindern, denn ihr Dung lockt zusätzlich Insekten an. Manchmal nutzt er die Weidetiere einfach auch als Sitzwarte für seine Jagd nach Fluginsekten.

Der etwa 20 cm große Star (er ist kleiner als die Amsel) baut sein Nest gern in Baumhöhlen oder Felsspalten. Hierfür nutzt er trockene Blätter, Halme, Wurzeln, Stroh, Haare, Wolle und Federn. In Ortschaften und Städten benutzt er auch fertige Nistkästen und Hohlräume an Dächern und Fassaden für den Nestbau. Parkanlagen, Friedhöfe und Kleingärten liefern ihm Nahrung.

Die Stare sind gesellig. Sie brüten gern dort, wo sich auch andere Paare angesiedelt haben. Die Stare führen eine sogenannte Brut-Ehe. Das bedeutet, dass Männchen und Weibchen nur während der Brutzeit ein Elternpaar bilden. Dabei können die Männchen während einer Brutperiode monogam sein, häufiger führen sie jedoch eine Ehe mit mehreren Weibchen gleichzeitig. Da Stare oft zweimal im Jahr brüten, nutzen zudem viele die Gelegenheit, nach der ersten Brut den Partner zu wechseln. Das aus 4 bis 8 hellgrünen oder hellblauen Eiern bestehende Gelege wird für 11–13 Tage vom Weibchen allein bebrütet. Nach etwa 17-21 Tagen fliegen die Jungvögel dann aus ihren Nestern aus.

Manche Stare überwintern bei uns, andere wiederum ziehen in Schwärmen von mehreren tausend Staren in wärmere Gegenden. Dabei vollführen die Schwärme beeindruckende Flugmanöver. Innerhalb des Schwarms orientiert sich ein Star stets an bis zu sieben Vögeln in seiner Umgebung. Hierbei versucht er immer die gleiche Position einzuhalten. Dadurch kommt es zu synchronen, wellenförmigen Bewegungen des ganzen Schwarms und die einzelnen Vögel sind vor Greifvögeln besser geschützt.

Doch die Anzahl der Brutpaare geht drastisch zurück, nicht nur in Deutschland. Seit 2015 wird der Star in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als gefährdet geführt – den Vögeln fehlen Nahrungsquellen, Nistmöglichkeiten und ihr natürlicher Lebensraum. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ausgedehnte Streuobstwiesen und Weideflächen als natürlichen Nahrungs- und Lebensraum gibt es kaum noch. Die meisten Weidetiere werden inzwischen kaum noch im Freien sondern in abgeschirmten hochtechnisierten Großställen gehalten. Damit fehlt der Mist, der früher Insekten angelockt hat. Mit dem flächendeckenden Einsatz von sogenannten Schädlingsbekämpfungsmitteln und anderen Agrochemikalien in der industrialisierten Land- und Obstwirtschaft werden weitere Nahrungstiere für den Star vernichtet. Auch die traditionellen Beeren-Hecken zwischen den Feldern wie ich sie noch aus Kindertagen kenne, sucht man oft vergebens. So haben die Stare bei der Nahrungssuche immer mehr Probleme. Kein Wunder also, dass sie die leckeren Kirschen, Äpfel oder Weintrauben in unseren Gärten oft schneller ernten als wir.

Doch auch geeignete Nistplätze findet der Star immer seltener, wenn alte Bäume mit Bruthöhlen gefällt werden. So wird der Star in den Städten zunehmend zum Gebäudebrüter. Hier führen Sanierungsarbeiten und Baumfällungen immer wieder dazu, dass die Niststätten zerstört werden oder Jungvögel verhungern. Der Einsatz von Insektengiften, die Beseitigung von städtischem Grün oder Flächenversiegelungen minimieren die Lebensbedingungen zusätzlich.

Ein solcher Bestandsrückgang ist auch bei anderen, eigentlich noch häufigen Vogelarten wie dem Sperling zu beobachten. Somit ist der Star nur ein Beispiel für die Verluste in der Vogelwelt und steht damit stellvertretend als Botschafter des Vogelschutzes im Jahr 2018.
Um den Lebensraum des Stars und damit auch vieler anderer Arten zu erhalten, können wir alle etwas beitragen – sei es mit selbstgebauten oder erworbenen Nistkästen oder durch den Verzicht auf Insektengifte. Viele Kleingärtner sind hier bereits aktiv. Und auch der Naturschutzbund lädt mit praktischen Maßnahmen, einfach umzusetzenden Tipps und bei Rettungsaktionen für in Not geratene Vögel ein.

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