Johanniskraut

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist Heilpflanze des Jahres 2019. Gekürt wurde die Pflanze durch eine Jury im Auftrag des NHV Theophrastus. „Sie ist vielseitig anwendbar und ein wahrer Segen als Heilmittel bei den heute so weit verbreiteten Depressionen“, verkündete Konrad Jungnickel, Erster Vorsitzender des Vereins.

Die Heilpflanze wird innerlich unter anderem angewendet im Bereich psychischer Erkrankungen und bei Verdauungsbeschwerden, äußerlich zur Wundheilung und Hautpflege. „Johanniskrautöl als sanfte Hilfe bei Verbrennungen sollte in keiner Hausapotheke fehlen“, rät Jungnickel. Paracelsus, der bekannteste Arzt des ausgehenden Mittelalters, bezeichnete Johanniskraut als „… eine Universalmedizin für den ganzen Menschen.“

Widersprüchliche Aussagen über Wirksamkeit, Neben- und Wechselwirkungen verunsichern jedoch immer wieder die Bevölkerung. Diesbezüglich begründete Heilpraktikerin Christina Schäfer, Vorsitzende der Jury, ihre Entscheidung: „Eine Heilpflanze, die so eine Odyssee durchlebt und durchlitten hat, verdient es, wiederholt gewürdigt und unter verschiedenen Aspekten der Naturheilkunde betrachtet zu werden, auch wenn sie bereits Arzneipflanze des Jahres 2015 war. Der NHV Theophrastus möchte mit dieser Kür das Vertrauen der Menschen in diese altbewährte Heilpflanze stärken.“

Johanniskraut – die Universalmedizin des Paracelsus
Johanniskraut: Hypericum perforatum
Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) wurde durch eine Jury im Auftrag des NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2019 gekürt. Der Verein setzt sich für die Förderung der naturgemäßen Heilweise ein und kürt bereits seit 2003 jährlich die Heilpflanze des Jahres. Viele kennen das Johanniskraut als bewährtes Mittel bei Depressionen oder als ölige Zubereitung bei Verbrennungen. „Doch auch noch eine Reihe weiterer Anwendungsgebiete machen diese Heilpflanze therapeutisch wertvoll“, erklärt Konrad Jungnickel, der Erste Vorsitzende des Vereins. „Mit dieser Kür will der Verein das Vertrauen der Menschen in die altbewährte Heilpflanze stärken.“

Beurteilung durch die Wissenschaft

Dem Johanniskraut wird derzeitig vom Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) bei innerlicher Anwendung eine positiveWirksamkeit bei leichten bis mittelschweren depressiven Episoden und mentaler Erschöpfung bescheinigt sowie bei leichten Verdauungsbeschwerden. Zur äußerlichen Anwendung werden leichte Hautentzündungen, Sonnenbrand und kleine Wunden angegeben. Das HMPC ist ein Fachgremium der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), das auf wissenschaftlicher Basis Monografien für pflanzliche Arzneimittel erstellt.

Anwendungsgebiete der Volksmedizin

Johanniskraut ist bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen hilfreich. Es ist in der Lage, die Symptome des Prämenstruellen Syndroms abzumildern und während der Wechseljahre den Hormonhaushalt zu harmonisieren. Bei rechtzeitiger Einnahme zeigt sich eine schmerzlindernde Wirkung bei Kopfschmerzen und Migräne. Volksmedizinisch wird es auch bei Reizblase, Harnwegsinfekten und Blasenentzündungen eingesetzt.

Ölige Zubereitungen des Johanniskrautes wirken entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, durchblutungsfördernd und antibakteriell. Deshalb ist der Ölauszug äußerlich bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand, Wunden und Neurodermitis empfehlenswert. Nervenentzündungen, Rheuma, Ischias oder Muskelschmerzen sind weitere Anwendungsgebiete. Innerlich eingenommen ist das Öl hilfreich bei Magen- und Darmschleimhautentzündungen.

In der Homöopathie wird Hypericum perforatum bei Nervenverletzungen und Wundschmerzen verwendet.

Abseits von medizinischem Gebrauch kann die Pflanze auch zum Färben von Wolle verwendet werden. Dabei ergibt die Behandlung der (mit Alaun vorgebeizten) Wolle mit den Blüten ein grünliches Gelb und die mit dem gesamten Kraut eine goldgelbe Farbe.

Licht für die Seele

Die stimmungsaufhellende Wirkung des Johanniskrautes und seiner Präparate hat sich bewährt
bei depressiven Verstimmungen (Symptome sind u. a. Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung)
bei leichten Depressionen (Es treten die gleichen, jedoch verstärkten Symptome auf, aber der Alltag lässt sich von Betroffenen noch bewältigen.)
bei mittelschweren Depressionen (Noch mehr verstärkte Symptome ziehen deutliche Einschränkungen im beruflichen und privaten Alltag nach sich. Rückzug von Familie und Freunden).
Wissenschaftliche Studien bestätigen dem Johanniskraut im Vergleich mit synthetischen Antidepressiva eine gleichwertige Wirksamkeit – allerdings mit bedeutend besserer Verträglichkeit. Ebenso wie synthetische Antidepressiva beginnen jedoch auch Johanniskraut-Präparate erst nach 2 bis 3 Wochen zu wirken.

„Da depressive Menschen ihren Zustand selbst meist nur schlecht einschätzen können, ist eine Selbstmedikation mit Johanniskraut-Präparaten nur bei vorübergehenden leichten depressiven Verstimmungen zu empfehlen.“, rät Jungnickel, der als Heilpraktiker arbeitet. „Wer sich über längere Zeit in einem Stimmungstief befindet, sollte einen erfahrenen Therapeuten aufsuchen, der den Verlauf dieser Krankheit beobachten und besser beurteilen kann.“ Hochdosierte Johanniskraut-Präparate sind deshalb auch verschreibungspflichtig. Ein weiterer Grund für deren Verschreibungspflicht liegt darin, dass bei paralleler Einnahme einiger anderer Arzneistoffe Wechselwirkungen auftreten können.

Bei der Einnahme von hochdosierten Johanniskrautpräparaten wird immer wieder vor einer erhöhten Lichtempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht gewarnt. Dies wurde bisher nur bei Weidetieren festgestellt, die große Mengen Johanniskraut fraßen. Studien zufolge können Menschen Johanniskraut-Präparate in der üblichen Dosierung zu jeder Jahreszeit einnehmen.

Tee, Tinktur oder Trockenextrakt?

Die einfachste Anwendung ist der Tee aus frischem oder getrocknetem Johanniskraut. Er ist zur Linderung leichter Unruhezustände, z. B. in den Wechseljahren, geeignet.

Stärker wirksam als Tee sind Johanniskraut-Presssaft und Johanniskraut-Tinktur. Die beste Wirkung haben standardisierte Trockenextrakte in Form von Tabletten oder Kapseln.

Eine Tinktur kann man sich selbst herstellen, in der Regel im Verhältnis 1:5, d. h. es werden ein Teil der Pflanze und fünf Teile einer Alkohol-Wasser-Mischung verwendet. Die frischen Triebspitzen des Hypericum perforatum werden nach Entfernung der harten Stängel zerkleinert in ein helles Gefäß gefüllt und mit 50%igem Alkohol übergossen. Dieses Gemisch bleibt zwei bis sechs Wochen möglichst in der Sonne stehen. Dabei sollte es täglich geschüttelt werden, um die Inhaltsstoffe besser herauszulösen. Danach filtert man die festen Bestandteile heraus und füllt die fertige Tinktur in dunkle Flaschen mit Tropfeinsatz. Die Tinktur ist etwa ein Jahr haltbar. In Abhängigkeit vom Anwendungsgebiet können ein- bis dreimal am Tag 20 Tropfen eingenommen werden.

Die ölige Zubereitung, wegen ihrer Färbung auch „Rotöl“ genannt, ist als Fertigpräparat erhältlich. Für einen selbst hergestellten Ölauszug verwendet man die oberen 10 cm der in voller Blüte stehenden Pflanze. Blüten, Blätter und junge Samenkapseln, welche entzündungshemmende Wirkstoffe beinhalten, zupft man vom Stängel, zerkleinert sie und setzt sie im Verhältnis von 1:4 mit Olivenöl, Weizenkeim- oder Mandelöl an. In einem hellen Glas wird die Pflanze an einem sonnigen Ort unter häufigem Umschütteln etwa sechs Wochen extrahiert, bis das Öl dunkelrot gefärbt ist. Empfehlenswert ist ein weiterer Ansatz in einem dunklen Glas, damit auch die lichtempfindlichen Inhaltsstoffe erhalten bleiben. Durch Mischung der beiden Auszugsarten ist die effektivste Wirkung zu erwarten.

Streifzug durch die medizinische Geschichte

Seit dem Altertum werden Johanniskraut bzw. Johanniskrautarten zur Behandlung von Krankheiten verwendet.

Für Hippokrates (460-370 v. Chr.) war es ein wichtiges Heilmittel z. B. bei verschiedenen Frauenleiden oder zur Behandlung von „Fieber mit Schlucken“. Kaiser Nero (37-68 n. Chr.) soll aus Angst vor einem Giftmord regelmäßig zur Vorbeugung Theriak (= Gegengift), der u.a. Johanniskraut enthielt, eingenommen haben.

Der Militärarzt Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschrieb verschiedene Johanniskrautarten, darunter das Hypericum perforatum, zur Verwendung bei Brandwunden.

Die heute bekannte und anerkannte Wirkung bei depressiven Stimmungen und Depressionen findet man in diesen frühen Zeiten noch nicht beschrieben. Erst im „Lorscher Arzneibuch“ aus der Zeit um 795 wird es gegen die „Melancholie“ empfohlen.

Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) sah im Johanniskraut keine für den Menschen nutzbare Wirkung: „Es taugt für das Vieh. Für die Medizin taugt es nicht viel, weil es ein verwildertes und vernachlässigtes Kräutlein ist.“

Dagegen meinte Paracelsus (1493-1541): „Es ist eine Universalmedizin für den ganzen Menschen.“ Über die Anwendung bei psychischen Erkrankungen schrieb er – freilich in der damals gebräuchlichen Ausdrucksweise: „Das soll jeder Arzt wissen, dass Gott ein großes Arcanum (lat. = Geheimnis) in das Kraut gelegt hat, nur wegen der Geister und tollen Phantasien, die den Menschen in Verzweiflung bringen.“ Dafür rät er, das Kraut am Körper zu tragen, oft daran zu riechen und es nachts unter das Kissen zu legen. Außerdem ist er überzeugt: „… Es ist nicht möglich, dass eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird.“

Der schwäbische Dichter-Arzt Justinius Kerner (1786-1862) beschrieb den erfolgreichen Einsatz des Johanniskrautes bei psychischer Erkrankung in dem Buch „Die Seherin von Prevorst“.

Für Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) ist die Pflanze „… von nicht geringer Wichtigkeit und wirkt im Inneren des Körpers, wie nach außen.“

Mit dem Beginn der wissenschaftlichen Medizin im 19. Jahrhundert und deren wachsenden Einfluss geriet Johanniskraut, ebenso wie auch andere natürliche Heilmittel, mehr und mehr in Vergessenheit. Erst als sich im 20. Jahrhundert die Wissenschaft intensiv mit der Erforschung seiner Inhaltsstoffe und deren stimmungsaufhellender Wirkung befasste, kam es wieder zu einer breiteren Anerkennung des Johanniskrautes.

(Quelle NHV)
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Flatterulme

Flatter-Ulme (Ulmus laevis)

Wer die langgestielten weiß-rotvioletten Blütenbüschel einmal im Wind hat tanzen sehen, der ahnt, woher die Flatter-Ulme ihren Namen hat. Von ihren Geschwistern der Feld-Ulme und der Berg-Ulme unterscheidet sich die Flatter-Ulme jedoch nicht nur in Bezug auf ihre Blüten. Auch die Struktur und Inhaltsstoffe der Rinde sowie die in Europa einmalig vorkommende Brettwurzeln machen ihre Besonderheit aus.

Diese Anders- oder Einzigartigkeit scheint die Flatter-Ulme zumindest vor dem zerstörenden Befall durch einen mikroskopisch kleinen Pilz beschützt zu haben. Denn der Ulmensplintkäfer, Hauptüberträger dieses Pilzes, scheint die Flatter-Ulme nicht als Ulme zu erkennen und fliegt sie daher nicht an. So kommt es einem Wunder gleich, wenn Flatter-Ulmen in unmittelbarer Nachbarschaft infizierter und absterbender Feld-Ulmen stehen und selbst dennoch keine oder nur geringfügige Erkrankungssymptome zeigen. Ob diese Resistenz wohl damit zusammenhängt, dass die Flatter-Ulme in alten Zeiten als „heiliger Baum der Götter“ verehrt wurde und als Aufenthaltsort der Träume galt?

Doch auch die Flatter-Ulme ist in ihrem Fortbestehen stark gefährdet und steht auf der Roten Liste. Einzig in den sogenannten östlichen Bundesländern und in einigen Flusstälern von Rhein, Main und Donau gibt es noch größere Baumbestände. Grund für den Bestandsrückgang ist der Verlust der natürlichen Lebensräume des Baumes, nämlich der Bruch- und Auenwälder. Auf diesen flachgründigen und besonders nassen Böden bildet die Flatter-Ulme im unteren Stammbereich sogenannte Brettwurzeln aus. Diese Stützen ragen wie Konsolen oder Rippen aus dem Boden heraus und sind sternförmig um den unteren Stammteil angeordnet. Diese Wurzelform ist sonst nur in Regenwäldern anzutreffen. Mittels dieser Wurzeln erhöhen die Bäume ihre Standfestigkeit im feuchten Grund und bekommen hierüber hinreichend Sauerstoff, der in feucht- nassen Böden oder bei Hochwasser Mangelware ist. Unterhalb der Brettwurzeln finden sich feinere Wurzelgeflechte, über die der Baum seine sonstige Nahrung aus dem Boden bezieht.

Die Flatter-Ulme kann jedoch mehr, sie scheint ein Anpassungskünstler an veränderte Umweltbedingungen zu sein. Obwohl sie das Wasser liebt, kommt die Flatter-Ulme auch auf trockneren Standorten zurecht und war in früheren Zeit wie die Linde ein beliebter Allee-Baum. Beobachtungen zufolge scheint sich die Flatter-Ulme auch tolerant gegenüber städtischen Belastungen wie Trockenstress, Luftverschmutzung, Streusalz und Bodenverdichtung zu erweisen. Die Chance ist groß, dass Flatter-Ulmen innerhalb von Städten wieder häufiger auf Plätzen, Fußgängerzonen und in Parks als „Ersatz“ für weggestorbene Bäume angepflanzt werden. Als Straßenbaum ist sie jedoch weniger geeignet, das ihr Flachwurzelsystem den Bodenbelag anheben kann.

Die beste Art, die Flatter-Ulme mit ihrer stark zerklüfteten, beinahe archaisch und uralt wirkende Rinde zu schützen wäre es jedoch, wenn trockengelegte Feuchtwald-Standorte wieder geflutet und einstige Überflutungsräume an den Uferlandschaften wieder geöffnet würden. Damit hätten sowohl der Ulmen-Zipfelfalter als auch alle anderen auf Ulmen spezialisierte Lebewesen wie Insekten, Spinnen und Pilze eine Überlebenschance.

Die Flatter-Ulme kann eine Wuchshöhe von 35 Meter und einen Stammdurchmesser bis zu 2 Metern erreichen. Unter günstigen Bedingungen können Flatter-Ulmen bis 250 Jahre, selten 400 Jahre alt werden. Die vermutlich älteste und dickste Flatter-Ulme Deutschlands steht im nordwestlichen Brandenburg auf einem ehemaligen Friedhof in Gülitz. Das dortige Baumwesen wird auf 400 bis 500 Jahre geschätzt und weist einen beeindruckenden Stammumfang von knapp 10 Metern auf.

Schon seit alten Zeiten hat der Mensch Ulmen genutzt – zum einen als Rohstoff für Gebrauchsgegenstände und zum anderen in der Viehhaltung, aber auch in der Naturheilkunde und in spirituellen Zusammenhängen. So wurde beispielsweise aus der Rinde der Flatter-Ulme hochwertiger Bast gewonnen, da sich die Bastfasern bei dieser Ulmenart besonders leicht aus der Rinde herauslösen lassen. Aus dem zäh-elastischen Holz wurden einst wohl auch Jagdbögen und andere Gerätschaften mit hoher mechanischer Beanspruchung, etwa Glockenstühle, Räder, Karren, Kutschen, Mühlen oder Skier gefertigt. Es eignet sich aufgrund seiner Zähigkeit und schwierigen Spaltfähigkeit auch als Konstruktionsholz für Treppen und Brücken. Steht das Holz im Wasser, ist es recht witterungsbeständig und daher neben Eichenholz auch für Pfahlbauten geeignet. Mitunter weist das Holz der Flatter-Ulme auch sehr dekorative Maserungen auf. Dann ist so ein Flatter-Ulmenstamm auch ein sehr begehrtes und teures Material zur Herstellung von Pfeifenköpfen, Schreibwerkzeug oder für Täfelungen und Parkettböden. In der Holzbranche wird das Ulmenholz „Rüster“ genannt.

Da die ab Mitte April austreibenden Blätter stark eiweißhaltig sind, wurde die Flatter-Ulme auch als hochwertiges Viehfutter genutzt. Hierzu wurden belaubte Zweige noch vor dem Herbst abgeschnitten, getrocknet und im Winter dann verfüttert.
Die Rinde enthält viele Wirkstoffe, die zur Behandlung von Entzündungen, Wunden oder Durchfall-Erkrankungen genutzt werden können. Traditionell wurde diese so auch zur Linderung rheumatischer Beschwerden oder Hautausschlägen verwendet. Die Früchte der Ulme, die Nüsse, sind essbar oder werden zu Öl verpresst. Auch in der Bachblüten-Therapie begegnet die Ulme: sie soll nach Dr. Edward Bach (1886–1936) insbesondere jene Menschen unterstützen, die sich trotz besseren eigenen Wissens einer Aufgabe nicht gewachsen fühlen. Sie wird auch als Notfall-Mittel bei drohendem innerem Zusammenbruch oder in hohen Belastungs-Situationen empfohlen.

So wurde die Ulme in früheren Zeiten auch mit schützenden Eigenschaften verbunden. So solle sich, wer sich mit Ängsten oder Depressionen plagt, unter einen Ulmenbaum begeben, da unter einer Ulmenkrone alles Negative ferngehalten werde. Auch wurde früher unter Ulmen Recht gesprochen oder Gottes Wort verkündet. Ulmen gelten noch heute als sogenannte Kraftorte.

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Die Feldlerche – Alauda arvensis

Alljährlich läutet(e) die Feldlerche mit ihrem Gesang den Frühling ein. Trillernde, zirpende und rollende Laute – von der Morgendämmerung bis zum Abend, so kennen’s noch die Alten, denen die Feldlerche einst als natürlicher Wecker diente.
Es sind vorwiegend die Männchen, die diesen etwa drei bis fünfzehn Minuten anhaltenden melidiösen Gesang vortragen – und zwar im Flug. Ein solcher „Singflug“ ist typisch für Brutvögel, die in offenem Gelände brüten und hiermit ihr Revier gegenüber Artgenossen markieren. Während eines solchen Singfluges steigen die Vögel unentwegt trillernd und wie an einer Spirale kletternd empor. Dabei erreichen sie 50 bis 100 Höhenmeter, verharren einige Zeit weiter trillernd in der Luft und lassen sich dann plötzlich fallen, bevor der Sturzflug wenige Meter über dem Boden wieder abgefangen wird. Es ist immer wieder beeindruckend, solcherart Flugkünste beobachten zu dürfen.

Der mittelgroße, etwa 18 cm lange und 40 Gramm wiegende schlanke Vogel bringt es auf eine Flügelspannweite von ca. 30 bis 35 cm. Der Schnabel ist kräftig, der Schwanz relativ lang und die Hinterzehenkralle, der sogenannte Lerchensporn, ist stark ausgeprägt. Besonders gut erkennbar sind die Männchen mit ihrer aufstellbaren leichten Haube.
Während der Brutzeit lebt die Feldlerche paarweise. Ihr Nest legt sie versteckt am Boden an. Dabei bevorzugt sie Bereiche, die von einer 15 bis 25 cm hohen Vegetation umgeben sind. Die selbst gescharrte Nestmulde wird mit feinem pflanzlichem Material ausgekleidet. Die erste Eiablage erfolgt von Ende März bis Mitte April und die Eier werden ca. 11 bis 12 Tage lang vom Weibchen bebrütet, während das Männchen das Nest mit seinem Gesang von Ansitzwarten aus oder im Singflug verteidigt. Gefüttert werden die Jungvögel dann von beiden Eltern. Nach 15 bis 20 Tagen können die jungen Lerchen schon kurze Strecken fliegen und sind nach etwa 30 Tagen selbständig. Die letzten Gelege werden Mitte Juli bis Anfang August begonnen.

Die Nahrung der Bodenbrüter besteht aus tierischen und pflanzlichen Bestandteilen. Sind es im Sommer vor allem Insekten, Spinnen, kleine Schnecken und Regenwürmer, ernähren sich die Vögel im Winter meist von Samen, Keimlingen, frisch austreibenden Gräsern und kleinen Blättern.
Die Feldlerche ist ein sogenannter Offenlandvogel, der weiträumige Offenflächen mit niedriger und gerne lückenhafter Vegetation aus Gräsern und Kräutern bewohnt.

Doch der natürliche Lebensraum der Feldlerche und ihrer Geschwister, der Heidelerche und der Haubenlerche, schwindet. Ursprüngliche und weitläufige Wiesen, Weiden und Ackerränder gibt es in Deutschland und weiten Teilen Westeuropas kaum noch. Die einstigen Brutareale wurden durch zunehmend versiegelte Landschaften ersetzt. Hochleistungs-Monokulturen lassen dichte hohe Getreidefelder entstehen – in Folge kommen die Feldlerchen nicht an die Insekten und Wildkräuter auf dem Boden heran. Bodennester können nicht mehr gebaut werden. Der flächendeckende Einsatz von sogenannten Schädlingsbekämpfungsmitteln und anderen Agrochemikalien in der industrialisierten Land- und Obstwirtschaft vernichtet die Nahrung der Wesen der Lüfte.

Und so sind die statistischen Zahlen alarmierend: In den vergangen 40 Jahren hat sich in ganz Europa die Anzahl der Brutpaare mehr als halbiert. In Deutschland gibt es seit 1990 einen Bestandsrückgang von knapp 40 Prozent, in einigen Gegenden gebe es gar keine Feldlerchen mehr, so der Naturschutzbund Deutschland. Daher ist die Feldlerche der erste Vogel, der zum zweiten Mal vom NABU zusammen mit dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) zum Vogel des Jahres gekürt wurde. Stellvertretend für andere Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn sowie all die Wesen, deren Bestand durch menschliche Entscheidungen gefährdet ist.

Damit der Himmel über unseren Feldern nicht vollends verstummt, damit wir künftig „die Lerche, die Tagverkünderin“ nicht allein aus Shakespeares Tragödie erinnern, sind wir alle gefordert. Denn alle unsere Entscheidungen und Handlungen haben Konsequenzen.

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Arzneipflanze des Jahres 2018

Der Andorn – Marrubium vulgare

Mit dem Gemeinen Andorn wird im Jahr 2018 einer Pflanze besondere Aufmerksamkeit geschenkt, die scheinbar in Vergessenheit geraten ist. Doch das war nicht immer so: Das Lippenblütler-Gewächs war von der Antike bis weit in die Neuzeit eine geschätzte und verbreitete Heilpflanze. Das Kraut des Andorns wurde vor allem bei Lungen- und Bronchialerkrankungen, zur Schleimlösung bei Husten aber auch bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Der auch unter dem Namen Paracelsus bekannte Universalgelehrte und Arzt Theophrastus Bombast von Hohenheim (1493-1541) bezeichnete den Andorn als „Arznei der Lunge“.

Die etwa 60 cm hohe ausdauernde Pflanze stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Sie wächst an Wegrändern ebenso wie auf kargen Schuttplätzen. In ihrem Aussehen erinnert der Andorn an Melisse oder Ackerminze. Die Blätter sind jedoch rundlicher und unterseits filzig behaart. Aus den dichtgedrängten kleinen weißen Blüten bilden sich von Juni bis August fast kugelförmige Scheinquirle. Die Pflanzen sehen nicht nur hübsch aus sondern sind, neben ihrer Verwendung als Heilmittel, eine gute Bienenweide – auch in Natur- und Kräutergärten.

Wichtige Wirkmittel des Andornkrauts sind die darin enthaltenen Bitterstoffe. Da der menschliche Körper nicht nur im Mund- und Rachenraum sondern auch auf den glatten Muskelzellen des Bronchialsystems Rezeptoren für die Bitterstoffe hat, erklärt sich die Verwendung des Heilkrautes zur Schleimlösung bei erkältungsbedingtem Husten. Die Bitterstoffe fördern den Auswurf von Sekret aus den Bronchien.

Auch bei Verdauungsbeschwerden wird das Heilkraut angewandt. Dem Andorn wird eine sogenannte choleretische und verdauungsfördernde Wirkung zugesprochen. Das bedeutet, dass von der Leber mehr Gallensäfte ausgeschüttet werden, die Nahrung besser aufgespalten und somit verdaut werden kann. Die Substanz Marrubiin (Bitterstoff) regt zudem die Magensäurebildung an und kurbelt die Magen-Darm-Tätigkeit an. Andorn kann als pflanzliches Mittel bei Gallenbeschwerden helfen, aber auch Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit lindern. Mitunter wird der Andorn auch als leichtes Abführmittel eingesetzt.

Darüber hinaus gibt es erste Forschungshinweise, dass der Pflanzenwirkstoff Marrubiin die Gefäße erweitern und Schmerzen stillen kann.

Die mehr als 2000 Jahre alte Heilpflanze wurde früher in größerem Maßstab auch bei uns angebaut, nicht nur in den Klostergärten. Die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Pflanze kann als Tee oder frisch gepresster Saft zubereitet oder einfach als Bienenfutter im Garten gehegt werden.

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Baum des Jahres 2018

Esskastanie (Marone) – Castanea sativa

Die Esskastanie, auch als Marone oder Edelkastanie bekannt, ist ein sommergrüner Laubbaum aus der Gruppe der Kastanienpflanzen. In Europa und Asien weit verbreitet, wurde die Esskastanie einst von den Römern nach Mittel- und Nordeuropa gebracht. Die stärkereichen Nuss-Früchte dienten in vielen Regionen über Jahrhunderte als Grund-Nahrungsmittel der Landbevölkerung. Ein großer Baum mit 150 bis 200 Kilogramm Früchten konnte einen Menschen das Jahr über ernähren. Honig, aber auch Rinde, Blüten und Früchte fanden vielerorts Verwendung in der Volksmedizin und werden auch heute noch in der Naturheilkunde eingesetzt.

Aufgrund der Ähnlichkeit ihrer Früchte und der stacheligen Fruchtschale wird oft eine botanische Verwandtschaft mit der Rosskastanie angenommen. Dies stimmt so jedoch nicht. Die Rosskastanien gehören in die Kategorie der Seifenbaumgewächse. Die Esskastanie ist eher mit Buchen und Eichen verwandt.

In Deutschland ist die Ess-Kastanie – von wenigen regionalen Ausnahmen abgesehen – eine seltene Baumart, doch sie ist eine der eindrucksvollsten: Mit ihren auffälligen grünlich weißen Blüten-Kätzchen kann der Baum bis zu 30 Meter hoch werden und ein Alter von 200 Jahren und mehr erreichen. Die ersten Blüten zeigen sich mit einem Baumalter von 20 bis 30 Jahren. Die männlichen und weiblichen Blütenorgane befinden sich in unterschiedlichen Blüten, jedoch an einer Pflanze.

Die essbaren Früchte (Nüsse) befinden sich wie bei der Rosskastanie in einer stacheligen Fruchtschale. Oft finden sich zwei Kastanien in einer Fruchthülle. Durch den hohen Stärke-, Zucker- und Wassergehalt sind die frischen Früchte jedoch leicht verderblich. Der hohe Kohlenhydratgehalt unterscheidet die Kastanien von den meisten anderen Nüssen, die vorwiegend Fette enthalten und dadurch länger haltbar sind. Um die Kastanien-Nüsse länger verwenden zu können, werden sie vor der Lagerung traditionell fermentiert oder industriell konserviert. Geröstete oder kandierte Maronen werden mancherorts auf den Weihnachtsmärkten als Delikatesse angeboten.

Doch die Früchte mit ihrem zart süßen, nussigen und etwas mehligen Geschmack können noch mehr: Sie finden Verwendung in Form von Kastanienpüree oder als Salatzutat, werden als Essensbeilage gekocht, in Zuckersirup eingelegt und kandiert und zu Süßigkeiten und Eiscreme verarbeitet, aber auch zur Likör- und Bierherstellung genutzt. Das aus den getrockneten und geschälten Früchten hergestellte Mehl wird zu Teigwaren verarbeitet. Da Kastanien glutenfrei sind, kann das Mehl von Menschen mit Unverträglichkeiten (Zöliakie, einheimische Sprue) als Getreide-Ersatz verwendet werden.

Auch Kastanienhonig ist eine leckere Sache. Der kräftig herbe und im Nachgeschmack etwas bittere Honig stammt häufig aus ausgedehnten Maronenwäldern wie es sie im Pfälzer Wald oder in Weinanbaugebieten entlang des Rheins oder der Elbe gibt. Auch der sächsische Staatsforst widmet sich aktuell der Aufzucht von Esskastanien, damit sie in verschiedenen Forstbezirken an Waldränder und Waldwege sowie zur Ergänzung der Eichenbestände gepflanzt werden können. Die Idee dahinter ist jedoch weniger die Gewinnung von Honig oder Früchten sondern ein möglicher Einsatz als neuer Nutzholzbaum.

Das Holz der Edelkastanie hat einen warmen braunen Ton. Es ist biegsam und leicht zu bearbeiten (Bau von Wein- und Likörfässern, Möbel, Fenster- und Türrahmen). Da das Holz im Freien auch ohne chemische Behandlung weitgehend witterungs- und fäulnisbeständig ist, wird das Holz von Hochwald-Bäumen auch für Telegraphenmasten, Decken- und Dachbalken, für Eisenbahnschwellen, im Schiffbau sowie bei Hang- und Lawinenbauten eingesetzt. Hölzer von kleineren Bäumen werden gern zu Weidepfosten, Gartenzäunen oder Weinbergpfählen verarbeitet. Da Holz und Rinde der Ess-Kastanie einen ungewöhnlich hohen Gehalt an Gerbsäuren haben und auch der Brennwert des Holzes recht hoch ist, wurden die Bäume in der Vergangenheit auch als Brennholz beziehungsweise zum Gewinnen der Gerberlohe für das Gerben von Leder genutzt.

Die Edelkastanie stand über viele Jahrhunderte in hohem Ansehen. Bereits im Jahre 641 findet sie sich in einer Liste der geschützten Bäume des Langobarden-Königs Rothar. Auch Karl der Große soll Ende des 8. Jahrhunderts ihren Anbau auf seinem Königsgut angeordnet haben. Viele Klöster ließen Edelkastanien in geeigneten Lagen pflanzen.

Doch mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, dem zunehmenden Holzexport und hierbei eingeschleppten Pilzen kam es zu einem großflächigen Rückgang der Kastanienwälder. Auch wenn sich die überlebenden Bestände derzeit etwas erholen und die Anbauflächen durch Hybridtechnologien wieder wachsen, ist der Baumbestand weiterhin stark gefährdet. Ursache hierfür sind hauptsächlich Pilzerkrankungen -der sogenannte Kastanienrindenkrebs und die Tintenkrankheit- sowie die Verbreitung von Insekten, die sich von der Edelkastanie ernähren. Hierzu gehören der Esskastanienbohrer, der Kastanienwickler und die seit 2002 auch in Europa nachgewiesene Kastaniengallwespe.

Für das Jahr 2018 wird mit der sonne- und wärmeliebenden Esskastanie einer Baumart Aufmerksamkeit geschenkt, die in unseren Wäldern eher selten anzutreffen ist. Sonne und Wärme brauchen auch wir Menschen, um uns wohl zu fühlen. Und vielleicht dient die Esskastanie ja tatsächlich besonders den empfindsamen Menschen als Projektionsfläche, wie dies einst Hermann Hesse in „Narziss und Goldmund“ so treffend beschrieben hat.

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Vogel des Jahres 2018

Der Star – Sturnus vulgaris

Stare sind lebhafte, gesellige und anpassungsfähige Vögel, die uns mit ihrem glänzenden Gefieder schnell verzaubern können. Wie kaum ein anderes Vogelwesen vermag der Star in seinen Balzgesang andere Vogel- und Tierstimmen aber auch technische Umgebungsgeräusche einzubauen. So werden von ihm zum Beispiel die Rufe von Wachtel, Mäusebussard oder Kiebitz aber auch Froschquaken, Hundebellen oder Handy-Klingeltöne perfekt nachgeahmt.

Der Star mag Regenwürmer, kleine Schnecken, Raupen und ebenso Früchte und Beeren. Oft sucht der Star auch die Nähe zu weidenden Säugetieren wie Schafen und Rindern, denn ihr Dung lockt zusätzlich Insekten an. Manchmal nutzt er die Weidetiere einfach auch als Sitzwarte für seine Jagd nach Fluginsekten.

Der etwa 20 cm große Star (er ist kleiner als die Amsel) baut sein Nest gern in Baumhöhlen oder Felsspalten. Hierfür nutzt er trockene Blätter, Halme, Wurzeln, Stroh, Haare, Wolle und Federn. In Ortschaften und Städten benutzt er auch fertige Nistkästen und Hohlräume an Dächern und Fassaden für den Nestbau. Parkanlagen, Friedhöfe und Kleingärten liefern ihm Nahrung.

Die Stare sind gesellig. Sie brüten gern dort, wo sich auch andere Paare angesiedelt haben. Die Stare führen eine sogenannte Brut-Ehe. Das bedeutet, dass Männchen und Weibchen nur während der Brutzeit ein Elternpaar bilden. Dabei können die Männchen während einer Brutperiode monogam sein, häufiger führen sie jedoch eine Ehe mit mehreren Weibchen gleichzeitig. Da Stare oft zweimal im Jahr brüten, nutzen zudem viele die Gelegenheit, nach der ersten Brut den Partner zu wechseln. Das aus 4 bis 8 hellgrünen oder hellblauen Eiern bestehende Gelege wird für 11–13 Tage vom Weibchen allein bebrütet. Nach etwa 17-21 Tagen fliegen die Jungvögel dann aus ihren Nestern aus.

Manche Stare überwintern bei uns, andere wiederum ziehen in Schwärmen von mehreren tausend Staren in wärmere Gegenden. Dabei vollführen die Schwärme beeindruckende Flugmanöver. Innerhalb des Schwarms orientiert sich ein Star stets an bis zu sieben Vögeln in seiner Umgebung. Hierbei versucht er immer die gleiche Position einzuhalten. Dadurch kommt es zu synchronen, wellenförmigen Bewegungen des ganzen Schwarms und die einzelnen Vögel sind vor Greifvögeln besser geschützt.

Doch die Anzahl der Brutpaare geht drastisch zurück, nicht nur in Deutschland. Seit 2015 wird der Star in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als gefährdet geführt – den Vögeln fehlen Nahrungsquellen, Nistmöglichkeiten und ihr natürlicher Lebensraum. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ausgedehnte Streuobstwiesen und Weideflächen als natürlichen Nahrungs- und Lebensraum gibt es kaum noch. Die meisten Weidetiere werden inzwischen kaum noch im Freien sondern in abgeschirmten hochtechnisierten Großställen gehalten. Damit fehlt der Mist, der früher Insekten angelockt hat. Mit dem flächendeckenden Einsatz von sogenannten Schädlingsbekämpfungsmitteln und anderen Agrochemikalien in der industrialisierten Land- und Obstwirtschaft werden weitere Nahrungstiere für den Star vernichtet. Auch die traditionellen Beeren-Hecken zwischen den Feldern wie ich sie noch aus Kindertagen kenne, sucht man oft vergebens. So haben die Stare bei der Nahrungssuche immer mehr Probleme. Kein Wunder also, dass sie die leckeren Kirschen, Äpfel oder Weintrauben in unseren Gärten oft schneller ernten als wir.

Doch auch geeignete Nistplätze findet der Star immer seltener, wenn alte Bäume mit Bruthöhlen gefällt werden. So wird der Star in den Städten zunehmend zum Gebäudebrüter. Hier führen Sanierungsarbeiten und Baumfällungen immer wieder dazu, dass die Niststätten zerstört werden oder Jungvögel verhungern. Der Einsatz von Insektengiften, die Beseitigung von städtischem Grün oder Flächenversiegelungen minimieren die Lebensbedingungen zusätzlich.

Ein solcher Bestandsrückgang ist auch bei anderen, eigentlich noch häufigen Vogelarten wie dem Sperling zu beobachten. Somit ist der Star nur ein Beispiel für die Verluste in der Vogelwelt und steht damit stellvertretend als Botschafter des Vogelschutzes im Jahr 2018.
Um den Lebensraum des Stars und damit auch vieler anderer Arten zu erhalten, können wir alle etwas beitragen – sei es mit selbstgebauten oder erworbenen Nistkästen oder durch den Verzicht auf Insektengifte. Viele Kleingärtner sind hier bereits aktiv. Und auch der Naturschutzbund lädt mit praktischen Maßnahmen, einfach umzusetzenden Tipps und bei Rettungsaktionen für in Not geratene Vögel ein.

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Fichte (Picea abies)

Das natürliche Hauptverbreitungsgebiet der Fichte ist die Taiga mit ihrer kalt-gemäßigten Vegetationszone. Sie kommt also ursprünglich von dort, bevor sie in unsere Wäldern importiert und gepflanzt wurde.

Derzeit ist die Fichte die häufigste Baumart in Deutschland. An ihrem geraden Stamm, der eine Höhe von 40 bis 50 Metern erreichen kann und dem etagenweisen Aufbau der Äste ist sie leicht erkennbar. Die Fichte hat spitze Nadeln. Im Alter von etwa 30 Jahren beginnt die Fichte erstmals zu blühen (Mai), wobei weibliche und männliche Blüten an einem Baum wachsen. Ihre länglichen braunen Zapfen hängen von den Zweigen herab und fallen im Herbst zu Boden. (Bei Tannen hingegen stehen die Zapfen aufrecht auf den Zweigen und fallen nicht herab.).

Da das Holz relativ leicht, fest und zugleich elastisch ist, eignet es sich besonders als Bauholz sowie zur Herstellung von Möbeln und als Rohstoff für die Papierindustrie. Darüber hinaus wird das Fichtenholz gern zur Herstellung von gedrechselten und geschnitzten Spielzeugen und Figuren aus dem Erzgebirge sowie als Klang- oder Tonholz bei der Herstellung von Musikinstrumenten verwendet.

Die in der Taiga beheimatete Fichte wurde vor etwa 200 Jahren die Fichte in großen Mengen in Deutschland angepflanzt. Damals war ein großer Teil der Wälder wegen des gestiegenen Bedarfs an Bauholz, Brennmaterial und Weideflächen heruntergewirtschaftet. So nutzte man die Fichte zur Wiederaufforstung. Für ihr Wachstum benötigt sie zwar viel Wasser, ist ansonsten jedoch recht anspruchslos. So wurden viele reine Fichtenwälder angelegt, die recht schnell große Mengen an benötigtem Holz lieferten. Vor diesem Hintergrund galt die Fichte viele Jahre lang als ein Symbol für die gelungene Wiederbewaldung Deutschlands. Doch die wenigsten Standorte entsprechen dem natürlichen Lebensraum der Baumart.

So haben die jahrelangen Monokulturen von Fichtenwäldern mit ihren guten Holzerträgen auch eine Kehrseite. Sie sind anfälliger für Sturm, Frost, Trockenheit, Rotfäule- und Borkenkäferbefall. Der Verlust kann entsprechend groß sein. Zugleich werden dem Waldboden nur einseitig bestimmte Nährstoffe entzogen, die das ökologische Gleichgewicht verändern. Mit anderen Worten: es gibt nur wenige Gebiete in Deutschland, in denen die Fichte von Natur aus wirklich heimisch ist, etwa in den höheren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen.

Doch die Fichte ist nicht nur ein wertvoller Holzlieferant. Aus den Nadeln wird noch heute ätherisches Öl für Badezusätze oder Inhalationen gewonnen und den Honigtau verarbeiten die Bienen zu einem hell- bis dunkelbraunen Honig. Die Rinde der Fichte enthält viel Gerbsäure und wurde in früheren Zeiten bei der Lederherstellung verwandt. Das Harz fand Anwendung in der Herstellung von Lacken, Terpentin aber auch in Brauereien. Mit dem aus dem Harz gewonnenen sogenannten Brauerpech wurden die Bierfässer von innen versiegelt, damit das Bier durch den Kontakt mit dem Eichenholz in seinem Geschmack nicht beeinträchtigt wurde.

Und bis in die 1960er Jahre fanden sich junge Fichten, die den Wäldern aus Platzgründen entnommen wurden, in Form von Weihnachtsbäumen in den heimischen Stuben wieder.

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Waldkauz – Strix aluco

Der Waldkauz ist ein einheimischer Vogel. Er gehört zur großen Familie der Eulen und gilt als Vertreter für einen besonders schützenwerten Lebensraum – die alten Wälder.

Der Waldkauz ist ein nachtaktiver Vogel. Auch wenn er manchen Spaziergänger mit seinem dumpfen „Hu-hu-huuu“ und lautlosen Flug leicht erschrecken mag – die Vögel sind friedfertig, harmlos und einander treu. Denn hat sich einmal ein Waldkauzpärchen gefunden, bleiben sie ihr Leben lang einander treu.

Waldkäuze werden ca. 40 cm groß, ihre Flügelspannweite beträgt etwa einen Meter. Die Augen des Vogels sind braunschwarz, während das Federkleid braun, rostrot oder grau sein kann. Dank spezieller Federn kann der Waldkauz geräuschlos fliegen und hat damit Vorteile bei seiner Beutejagd. Denn der Waldkauz ernährt sich hauptsächlich von Kleinsäugern, Vögeln, Regenwürmern und Fröschen, kann jedoch auch Tauben und junge Kaninchen überwältigen.

Der bevorzugte Lebensraum dieser Eulenart sind die Laubwälder mit alten Bäumen, in denen sich ausreichend große Höhlen befinden. Doch auch in Misch- und Nadelwäldern sowie in Parkanalgen oder auf Friedhöfen sind Waldkäuze anzutreffen. Findet der Waldkauz keine geeigneten Baumhöhlen als Brutplatz, bewohnt er im Notfall auch Mauerlöcher oder Nistkästen sowie Winkel von Gebäuden. Wenn der Waldkauz einmal ein Revier erobert hat, nutzt er es sein Leben lang. Dadurch kann er auch strenge Winter überleben, denn in der gewohnten Umgebung kennt er auch die besten Nahrungsquellen.

Der Bestand an Waldkäuzen in Europa ist derzeit noch stabil. Damit dies so bleibt, ist es wichtig, Wälder und Parks mit alten und höhlenreichen Bäumen zu erhalten. Denn alte, nicht abgeholzte Bäume bieten den Vögeln gute Verstecke und sind ideale Brutplätze. Doch gerade in Städten werden aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht oder im Rahmen von Baumaßnahmen alte Höhlenbäume abgeholzt. Hierdurch verliert der reviertreue Kauz seinen Lebensraum.

Der Waldkauz ist nicht nur seinem Revier treu, auch Waldkauzpärchen bleiben einander ein Leben lang treu. Gemeinsam versorgen sie etwa drei Monate lang die Jungtiere, bis diese selbstständig sind. Danach trennt sich das Paar für einige Zeit und kommt im Herbst dann wieder zusammen.

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Saathafer – Avena sativa

Der Saathafer, auch Weißer oder echter Hafer genannt, wird in der Pflanzenheilkunde vielseitig angewandt. Hierzu gehören die Behandlung der Haut, des Magen-Darm-Bereiches sowie einige Stoffwechselstörungen. Am bislang bekanntesten ist wohl die Verwendung von Hafer-Stroh für Bäder bei Hautverletzungen oder Juckreiz. In jüngerer Zeit gewinnen jedoch auch das Kraut und das Korn an Bedeutung.

Das vor der Blüte geerntete Kraut enthält viele Mineralien und entzündungshemmende Stoffe. Haferkrautextrakte werden ebenfalls zur Hautpflege, aber auch zur Beruhigung und Konzentrationsförderung eingesetzt. Da es inzwischen möglich ist, die Eiweiß- und Gluten-Anteile des Hafers über technische Extraktionsverfahren zu entfernen, sind Hautpflegemittel aus Haferkraut auch für Allergiker geeignet.

Das vollreife Haferkorn selbst enthält viele B-Vitamine und Ballaststoffe. Aufgrund seiner positiven Eigenschaften wird es in vielen Küchen in Form von Haferflocken oder Körnern zur Nahrungszubereitung genutzt. Auch Kuren sind möglich, da Hafer die Fähigkeit hat, Gallensäuren zu binden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb im Jahr 2011 bestätigt, dass der Verzehr von Beta-Glucan aus Hafer zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen kann. Die im Haferkorn enthaltenen Ballaststoffe verzögern die Aufnahme von Nährstoffen ins Blut.

Hierdurch kann es zu einem zeitverzögerten oder geringeren Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen und der Körper muss weniger Insulin freisetzen. Eine neuere Studie am Diabetologikum in Berlin hat gezeigt, dass die Insulingabe bei Patienten mit einem hohen Insulinbedarf nach bereits zwei Hafertagen deutlich gesenkt werden kann. Der positive Effekt soll mehrere Wochen anhalten. Bekannt ist ebenfalls, dass die unlöslichen Ballaststoffe aus dem Haferkorn die Verdauungsfunktion des Körpers gut unterstützen können. Die Schleimhäute von Magen und Darm werden geschützt und zugleich die Darmaktivitäten gefördert.

Der Hafer gehört, wie Weizen, Roggen oder Gerste, zu den Süßgräsern. Allerdings bildet er seine Körner nicht in Ähren sondern in vielfach verzweigten Rispen aus. Hierdurch liefert eine Haferpflanze vergleichsweise weniger Ertrag und ist schwerer zu ernten ist. Auch müssen die von Spelzen umschlossenen Körner durch einen besonderen Mahlgang entfernt werden. Auf der anderen Seite gedeiht Hafer auch auf kargen Böden und in Regionen mit hohen Niederschlägen. Soweit bisher bekannt, ist der Hafer in Nährwert und Geschmack anderen Getreidearten überlegen.

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Der Blüten- oder Pollenstaub von Bäumen, Gräsern und anderen Pflanzen kann bei manchen Menschen zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Dies kann sich in Form von „Heu-Schnupfen“, verstopfter Nase, Atembeschwerden, Husten, Juckreiz, tränenden Augen, Schwellungen und anderem mehr äußern.

Alle Pollenflugkalender basieren auf Beobachtungs- und Erfahrungswerten. Konkrete Wetter- und Klimabedingungen fließen in solch einen Kalender jedoch nicht ein. Auch gibt es regionale und tageszeitliche Unterschiede hinsichtlich der Freisetzung von Pollen, die nicht in jedem Kalender Berücksichtigung finden. Dennoch kann ein solcher Pollenflugkalender eine erste Orientierung für den zu erwartenden Pollenflug in einer bestimmten Jahreszeit geben. So blühen Bäume früher als Gräser und andere Pflanzen. Doch auch hier können die Übergänge aufgrund veränderter Umweltbedingungen fließend sein.

Im konkreten Fall sprechen Sie mich bitte an.

Nachfolgend finden Sie eine vereinfachte Zusammenstellung über Pollenflugzeiten einheimischer Bäume und Pflanzen der vergangenen Jahre.

Monat

Belastung

Stark

Mittel

Gelegentlich

Januar

Bäume:

Bäume:

Bäume: Hasel, Erle

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Februar

Bäume:

Bäume: Hasel, Erle

Bäume: Ulme, Pappel, Weide, Eiche

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

März

Bäume: Hasel, Erle, Ulme, Pappel

Bäume: Esche, Weide

Bäume: Birke, Kiefer, Hasel, Erle, Eiche

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen: Raps, Löwenzahn

Gräser/Pflanzen:

April

Bäume: Ulme, Esche, Birke, Pappel, Weide

Bäume: Buche, Eiche

Bäume: Hasel, Erle, Kiefer, Linde, Platane

Gräser/Pflanzen: Raps, Löwenzahn

Gräser/Pflanzen: Brennnessel

Gräser/Pflanzen: Gräser, Brennnessel

Mai

Bäume: Buche, Eiche, Kiefer, Linde, Platane

Bäume: Birke, Weide

Bäume: Ulme, Esche, Holunder, Pappel

Gräser/Pflanzen: Gräser, Raps, Löwenzahn

Gräser/Pflanzen: Sauerampfer, Spitzwegerich,

Gräser/Pflanzen: Roggen, Weizen, Hafer, Nessel, Brennnessel

Juni

Bäume: Holunder

Bäume: Kiefer, Platane

Bäume: Buche, Eiche, Linde, Weide

Gräser/Pflanzen: Raps, Gräser, Roggen, Weizen, Hafer, Sauerampfer, Spitzwegerich, Gänsefuß, Nessel

Gräser/Pflanzen: Löwenzahn, Mais, Goldrute, Brennnessel

Gräser/Pflanzen: Beifuß

Juli

Bäume: Holunder

Bäume:

Bäume: Kiefer

Gräser/Pflanzen: Raps, Gräser, Hafer, Spitzwegerich, Gänsefuß, Mais, Goldrute, Nessel, Brennnessel

Gräser/Pflanzen: Beifuß, Sauerampfer, Löwenzahn

Gräser/Pflanzen: Roggen, Weizen

August

Bäume:

Bäume: Holunder

Bäume: Kiefer

Gräser/Pflanzen: Raps, Gänsefuß, Beifuß, Ambrosia/Ragweed, Goldrute, Nessel

Gräser/Pflanzen: Mais, Brennnessel

Gräser/Pflanzen: Löwenzahn, Gräser, Hafer, Spitzwegerich,

Andere Pflanzen:

Andere Pflanzen:

Andere Pflanzen

September

Bäume:

Bäume:

Bäume: Holunder

Gräser/Pflanzen: Ambrosia/Ragweed

Gräser/Pflanzen: Raps, Brennnessel

Gräser/Pflanzen: Spitzwegerich, Gänsefuß, Mais, Goldrute, Nessel

Oktober

Bäume:

Bäume:

Bäume:

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen: Brennnessel

Andere Pflanzen:

Andere Pflanzen:

Andere Pflanzen

November

Bäume:

Bäume:

Bäume: Hasel, Erle

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Dezember

Bäume:

Bäume:

Bäume: Hasel, Erle

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen:

Gräser/Pflanzen: