Die Feldlerche – Alauda arvensis

Alljährlich läutet(e) die Feldlerche mit ihrem Gesang den Frühling ein. Trillernde, zirpende und rollende Laute – von der Morgendämmerung bis zum Abend, so kennen’s noch die Alten, denen die Feldlerche einst als natürlicher Wecker diente.
Es sind vorwiegend die Männchen, die diesen etwa drei bis fünfzehn Minuten anhaltenden melidiösen Gesang vortragen – und zwar im Flug. Ein solcher „Singflug“ ist typisch für Brutvögel, die in offenem Gelände brüten und hiermit ihr Revier gegenüber Artgenossen markieren. Während eines solchen Singfluges steigen die Vögel unentwegt trillernd und wie an einer Spirale kletternd empor. Dabei erreichen sie 50 bis 100 Höhenmeter, verharren einige Zeit weiter trillernd in der Luft und lassen sich dann plötzlich fallen, bevor der Sturzflug wenige Meter über dem Boden wieder abgefangen wird. Es ist immer wieder beeindruckend, solcherart Flugkünste beobachten zu dürfen.

Der mittelgroße, etwa 18 cm lange und 40 Gramm wiegende schlanke Vogel bringt es auf eine Flügelspannweite von ca. 30 bis 35 cm. Der Schnabel ist kräftig, der Schwanz relativ lang und die Hinterzehenkralle, der sogenannte Lerchensporn, ist stark ausgeprägt. Besonders gut erkennbar sind die Männchen mit ihrer aufstellbaren leichten Haube.
Während der Brutzeit lebt die Feldlerche paarweise. Ihr Nest legt sie versteckt am Boden an. Dabei bevorzugt sie Bereiche, die von einer 15 bis 25 cm hohen Vegetation umgeben sind. Die selbst gescharrte Nestmulde wird mit feinem pflanzlichem Material ausgekleidet. Die erste Eiablage erfolgt von Ende März bis Mitte April und die Eier werden ca. 11 bis 12 Tage lang vom Weibchen bebrütet, während das Männchen das Nest mit seinem Gesang von Ansitzwarten aus oder im Singflug verteidigt. Gefüttert werden die Jungvögel dann von beiden Eltern. Nach 15 bis 20 Tagen können die jungen Lerchen schon kurze Strecken fliegen und sind nach etwa 30 Tagen selbständig. Die letzten Gelege werden Mitte Juli bis Anfang August begonnen.

Die Nahrung der Bodenbrüter besteht aus tierischen und pflanzlichen Bestandteilen. Sind es im Sommer vor allem Insekten, Spinnen, kleine Schnecken und Regenwürmer, ernähren sich die Vögel im Winter meist von Samen, Keimlingen, frisch austreibenden Gräsern und kleinen Blättern.
Die Feldlerche ist ein sogenannter Offenlandvogel, der weiträumige Offenflächen mit niedriger und gerne lückenhafter Vegetation aus Gräsern und Kräutern bewohnt.

Doch der natürliche Lebensraum der Feldlerche und ihrer Geschwister, der Heidelerche und der Haubenlerche, schwindet. Ursprüngliche und weitläufige Wiesen, Weiden und Ackerränder gibt es in Deutschland und weiten Teilen Westeuropas kaum noch. Die einstigen Brutareale wurden durch zunehmend versiegelte Landschaften ersetzt. Hochleistungs-Monokulturen lassen dichte hohe Getreidefelder entstehen – in Folge kommen die Feldlerchen nicht an die Insekten und Wildkräuter auf dem Boden heran. Bodennester können nicht mehr gebaut werden. Der flächendeckende Einsatz von sogenannten Schädlingsbekämpfungsmitteln und anderen Agrochemikalien in der industrialisierten Land- und Obstwirtschaft vernichtet die Nahrung der Wesen der Lüfte.

Und so sind die statistischen Zahlen alarmierend: In den vergangen 40 Jahren hat sich in ganz Europa die Anzahl der Brutpaare mehr als halbiert. In Deutschland gibt es seit 1990 einen Bestandsrückgang von knapp 40 Prozent, in einigen Gegenden gebe es gar keine Feldlerchen mehr, so der Naturschutzbund Deutschland. Daher ist die Feldlerche der erste Vogel, der zum zweiten Mal vom NABU zusammen mit dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) zum Vogel des Jahres gekürt wurde. Stellvertretend für andere Feldvögel wie Kiebitz und Rebhuhn sowie all die Wesen, deren Bestand durch menschliche Entscheidungen gefährdet ist.

Damit der Himmel über unseren Feldern nicht vollends verstummt, damit wir künftig „die Lerche, die Tagverkünderin“ nicht allein aus Shakespeares Tragödie erinnern, sind wir alle gefordert. Denn alle unsere Entscheidungen und Handlungen haben Konsequenzen.

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